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Von der Idee zur VRET-Therapie

Wie bei Lab E virtuallythere VR-Videos entstehen

Virtual Reality Exposure Therapy (VRET) lebt von realitätsnahen Szenarien, die Patient:innen sicher und kontrolliert mit ihren Ängsten konfrontieren. Damit diese Inhalte nicht nur technisch, sondern auch in der Psychotherapie einsetzbar sind, braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Therapeut:innen, Videoproduktion und Produktmanagement. 

Im Folgenden zeigen wir, wie bei Lab E eine neue VR-Video-Serie entsteht – von der ersten Idee bis zur Nutzung in der Therapie.

Ein Beispiel aus der Praxis: Nadelangst

Eine Therapeutin berichtet, dass viele Patient:innen mit Nadelangst den Gang zur Blutabnahme vermeiden. Das beeinträchtigt nicht nur ihre Gesundheit, sondern erschwert auch notwendige Behandlungen. Auf dieser Basis entsteht die Idee, eine VR-Exposition in einer Arztpraxis zu entwickeln: Zunächst wartet die Patientin in einem ruhigen Wartezimmer, anschließend wird sie in den Behandlungsraum geführt. Dort steigern sich die Reize Schritt für Schritt, vom Anblick der Spritze auf dem Tisch über das Desinfizieren des Arms bis hin zur simulierten Injektion.

Dieses Beispiel zeigt, wie aus einem praktischen Impuls ein klar umrissenes Szenario wird. Damit die Inhalte reproduzierbar und für unterschiedliche Patient:innen einsetzbar sind, folgt die Umsetzung anschließend einem systematischen Vorgehen.

1. Praxisnahe Impulse von Therapeut:innen

Am Anfang stehen die klinischen Anforderungen. Therapeut:innen bringen ein, welche Situationen für ihre Patient:innen besonders relevant sind, sei es die Fahrt im Aufzug, die Teilnahme am Unterricht oder der Aufenthalt im Wartezimmer einer Arztpraxis. Diese Impulse bilden die Grundlage für alle weiteren Schritte.

2. Indikationsspezifische Zuordnung

Damit die Videos gezielt eingesetzt werden können, ordnen wir jedes Szenario einer Indikation (z.B. Phobie), einer Kategorie (z.B. Sozialphobie) und einer diagnostischen Variante (z.B. Schulangst-Lehrer bzw. -Schüler) zu. So lassen sich Expositionsübungen passgenau in Behandlungspläne integrieren, beispielsweise wenn ein Kind sowohl Schulangst hat, aber noch nicht ganz klar ist, ob es dabei mehr um Lehrer oder eher um die anderen Schüler geht.

3. Multiparametrisch abgestufte Szenarien

Ein zentrales Element ist die Abstufung der Szenarien. Jedes Video wird entlang mehrerer Parameter geplant: Intensität, Dynamik, Bewegung, Lautstärke und Spannung. Im Videoskript wird festgelegt, wie die Parameter gesteigert werden, damit Patient:innen die jeweils geeigneten Impulse erhalten: Vom ruhigen Einstieg mit geringer Reizdichte bis hin zur hochintensiven Konfrontation. Dadurch können Therapeut:innen später die Exposition individuell und je nach Therapiefortschritt mit Hilfe von Filtern auswählen.

4. Planung der Video-Drehs

Auf Basis der Skripte erfolgt die konkrete Produktionsplanung. Wir arbeiten mit professionellen Schauspieler:innen und drehen an realen Locations, um maximale Authentizität und Alltagsübertragbarkeit zu gewährleisten. Dazu gehören Location-Reservierungen, rechtliche Freigaben und eine sorgfältige Organisation, damit der Aufwand für Klinik und Produktionsteam optimal genutzt wird.

5. Der Drehtag

Am Set wird das geplante Szenario mit 360°-Kameras umgesetzt. Besonderes Augenmerk liegt auf Kontinuität und Wiederholbarkeit: Jede Szene muss so produziert werden, dass sie später zuverlässig in der Therapie einsetzbar ist. Ton, Kamerabewegungen und Schauspiel werden präzise aufeinander abgestimmt.

6. Post-Production

Nach dem Dreh beginnt die eigentliche Feinarbeit. In der Post-Production werden die Aufnahmen geschnitten, farbkorrigiert und technisch optimiert. So entstehen hochwertige VR-Videos, die in der Therapie eine immersive Wirkung entfalten. Dazu gehören auch Thumbnails und Vorschauen, die Therapeut:innen bei der Auswahl der passenden Szenen unterstützen.

7. Technische Vorbereitung für die Videothek

Bevor die Videos in die virtuelle Bibliothek des VT-Systems integriert werden, erfolgt eine technische Charakterisierung. Auflösung, Dateigröße, Streamingqualität und Kompatibilität mit den eingesetzten VR-Brillen werden geprüft und optimiert. Erst danach wird das Material in die Videothek eingespielt.

8. Feedbackschleife mit Therapeut:innen

Abschließend werden die neuen Inhalte den Therapeut:innen vorgestellt. Sie erhalten die Möglichkeit, die Videos zu testen, in der Praxis einzusetzen und Feedback zu geben. Dieses fließt in die Optimierung und in die Planung weiterer Szenarien ein – so entsteht ein Kreislauf aus klinischer Relevanz und technischer Weiterentwicklung.

Fazit

Die Produktion von VR-Videos für VRET ist ein interdisziplinärer Prozess: Therapeut:innen liefern die klinischen Anforderungen, die Produktionsteams setzen sie mit technischer und filmischer Expertise um, und die IT sorgt für sichere Integration ins System. Nur wenn alle Perspektiven berücksichtigt werden, entstehen VR-Inhalte, die in der Therapie effektiv und zielgerichtet eingesetzt werden können, um realitätsnah, sicher und relevant zu sein.

Angebot

Von der ersten Idee bis zum Go Live in der VR-Videothek dauert der gesamte Prozess bei Lab E typischerweise vier bis acht Wochen. Diese Zeit umfasst Konzeption, Dreh, Post-Production, technische Integration und Feedbackschleifen. Das Ergebnis: VR-Inhalte, die sich nahtlos in den Therapiealltag einfügen und einen echten Mehrwert für Patient:innen und Behandler:innen bieten.
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